Artillerieverein der Stadt Luzern - Gesellschaft zum Wasserturm

BERICHTE

103. Internationaler Viertagemarsch Nijmegen vom 16. – 19. Juli 2019

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Warum meine diesjährige Vierdaagse-Geschichte sich etwas anders darstellt, kommt aus einer für mich im wahrsten Sinne des Wortes, neuen Sichtweise. Denn nach 28 Jahrenals Teilnehmer mit dem Schweizerischen Marschbataillon hatte dies altersbedingtein Ende und ich nahm als ziviler Marschteilnehmer teil. Eines ist jedoch sicher, wiebeim Marschieren am Vierdaagse, so werde ich auch beim Verfassen des Berichtesmeinen Einfallsreichtum und die Kreativität voll zum Besten geben! Ich hoffe, der vorliegendeAufsatz begeistert sowohl die ehemaligen Hollandmarschierer als auch all die regelmässigen Leser des «Der Artillerist»!

Was ist der «Vierdaagse»?
Für Aussenstehende, Neuinteressenten und solche die das 4-Daagse-Ereignis nicht kennen, hier kurz zusammengefasst, um was es denn an diesem so viel beschriebenen und berühmten Wanderanlass auch geht. Um den Marsch zu erfüllen sind vier Tagesetappenin der Länge von 30, 40 oder 50 km in Abhängigkeit von Alter und Status (zivil oder militärisch) auf den vorgegebenen Strecken zu absolvieren. Die Regellänge liegt für Männer von 19 – 49 Jahren bei 50 km (Militär 40 km mit 10 kg Gewicht im Gepäck) und für Männer von 50 – 59 und Frauen von 16 – 59 Jahren bei 40 km pro Tag; für JuniorInnen für Männer von 50 – 59 und Frauen von 16 – 59 Jahren bei 40 km pro Tag; für JuniorInnen(von 12 bis 15 Jahren) und SeniorInnen (ab 60 Jahren) gelten kürzere Tagesetappen von 30 Kilometern. Die Zeitbegrenzungen für die Streckenabschnitte sind auf 12 Stunden für 50-km-, 10 h für 40-km-, sowie 8 Stunden für die 30-km-Marschierer festgelegt. Alle Etappen beginnen und enden an den bekannten Ausgangspunkten, auf dem Platz «DeWedren» in der Innenstadt von Nijmegen für die zivil Marschierenden und im «Camp Heumensoord» für die uniformierten MarschteilnehmerInnen. Die Strecken verlaufen rund um Nijmegen und eine Vielzahl von Zuschauern verfolgt dieses Spektakel.

2019 07 19 Nijmegen 103 Vierdaagse 30Cuijk mit seinen Kirchtürmen 2019 07 19 Nijmegen 103 Vierdaagse 101


Marschgruppe des AV Luzerns oder was noch übrigblieb

Bereits früh im Jahr zeichnete sich ab, dass wir mit grossem Bedauern keine eigenständige uniformierte Marschgruppe von mindestens elf Marschierenden zusammenbringen.Der Aufruf in der April-Ausgabe «Junge Marschteilnehmer gesucht» führte zu keinen gewünschten und zielorientierten Reaktionen oder Interessenten. Somit streckten wir die Fühler aus, mit einer anderen Gruppe zu laufen. – Warum wir das inden vergangenen Jahren gewohnte Zusammengehen mit der WSG Schwyz nicht verfolgten, lag darin, dass der WSG-Verantwortliche früh signalisierte, seine Gruppe mit Betreuer sei komplett. Wir hingegen suchten noch eine «Anstellung» unseres Betreuers.Diese fanden wir wie im «Zweitagemarsch-Bericht» bereits festgehalten bei unseren französisch sprechenden Kameraden der «Groupe sportif Les Chevrons Neuchâtel». Ihnen war ebenfalls gedient, da 2 Marschierer und der Betreuer fehlte und wir vomAV Luzern mit einem erfahrenen Betreuer und einem Marschierer einen Teil der Lücke schliessen konnten. Unsere mitmarschierenden Kameraden vom AVL waren Stabsadj Renato Steffen und Wm Daniel Winter (Betreuer). Somit kam eine heterogene und starkezweisprachige Topgruppe zusammen. Mit dem Schweizerischen Marschbataillon begabensich unsere uniformierten Kameraden auf die bekannten «grünen» Strecken, was heisst mit Start und Ziel im Militärcamp Heumensoord und täglich mussten 40 Kilometer zurückgelegt werden. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die Streckenlängen mit Ausnahme am Mittwoch, länger als 40, bis 44 Kilometer messen.

Oberstlt Romeo Premerlani führt das Schweizerische Marschbataillon an
Unser Kamerad Oberstlt Romeo Premerlani lief als LSO des Bataillons nicht im Gruppenverbandund beendete die vier Mal 40 Kilometer ebenfalls äusserst erfolgreich. – Ehre wem Ehre gebührt, diese verdiente sich dieses Jahr Romeo Premerlani. Aus Anlass seiner 10. Teilnahme und als Dankeschön für die mehrjährige gelungene Mitarbeit im Stab,führte Romeo das Schweizerische Marschbataillon auf den letzten 5 Kilometern über die Via Gladiola an der Ehrentribüne vorbei ins Ziel bei den «De Wedren».

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Als langjähriger Teilnehmer und Beobachter der Marschszene fällt auf, dass unsere AVL Marschdelegation leider schrumpft und wir in den vergangenen drei Jahren keine eigene schlagkräftige Marschgruppe zusammenstellen konnten. Nach den Statistiken und meinem Erinnerungsvermögen war es die niedrigste Beteiligung des Artillerievereins Luzern in den vergangenen 59 Jahren und somit erreichten wir einen vereinsinternen Minusteilnehmerrekord. Dies scheint kein besonders gutes Omen auf unser Jubiläum im nächsten Jahr zu sein. Was ist aus dieser stolzen Marschgruppe und während Jahren eine der Leistungsträger und das sportliche Aushängeschild schlechthin geworden?

Hoher Besuch aus der Schweiz
Dem Schweizer Marschbataillon gab als höherer Stabsoffizier (HSO), Divisionär René Wellinger, Kommandant Heer und ehemalige Kdt Panzer / Artillerie die Ehre und vertrat die Armee und die offizielle Schweiz. Das Kdo Ausbildung war vertreten mit Obersti Gst Pius Brantschen, Chef Ausbildungsunterstützung und mit Frau Katrin Stucki Chef SAT (Schiessen und Ausserdienstliche Tätigkeiten).

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 RR Paul Winiker, Stabsadj Renato Steffen,RR Paul Winiker, Stabsadj Renato Steffen,Daniel Zemp und Urs Vogel Spiel der Luzerner Polizei und BegleitungSpiel der Luzerner Polizei und Begleitungin Bemmel 

Regierungsrat Paul Winiker, Vorsteher des kantonalen Justiz- und Sicherheitsdepartements brachte das «Spiel der Luzerner Polizei» mit. Das Luzerner Musikkorps begleitete während dem diesjährigen Vierdaagse die Marschdelegation der Schweizer Armee. Das Spiel musizierte im Rahmen der «Schweizer Woche» in Bemmel, im Militärcamp Heumensoord und unterhielten die Vorbeimarschierenden in den Ortschaften Bemmel und Grave. Es umrahmte die offizielle Kranzniederlegung zur Ehrung der Gefallenen des zweiten Weltkriegs auf dem kanadischen Soldatenfriedhof in Groesbeek. Auch für das Musikkorps, wie auch für uns Marschierende, war der Einmarsch auf der «Via Gladiola» vom Freitag ein Höhepunkt. Denn danach war der Marsch erfolgreich beendet.

Aus Sicht eines zivil Marschierenden
In Holland erfreut sich der Viertagemarsch nach wie vor einer äusserst grossen Beliebtheit und es hätten sich gegen 60‘000 Interessenten gemeldet. Das Teilnehmerlimit war auch dieses Jahr bei 47‘000.

An anderer Stelle dieser Zeitschrift halte ich fest, dass es das Jahr 1991 war, wo ich zum ersten Mal dieses wandersportliche Grossereignis mit der Marschgruppe des Artillerievereins Luzern und somit mit der Armee erfolgreich bestritten hatte. Und bekanntlich legen die uniformierten Gruppen täglich 40 Kilometer zurück. Diesen weltweit bedeutendsten und grössten Marsch hatte ich in all den Jahren in ununterbrochener Reihenfolge und treu mit unserer Marschgruppe absolviert. Und nun ist dieser fast dreissigjährige Lebensabschnitt altersbedingt beendet und es erwartete mich  Neues. Somit kam mit dem Wechsel zu den Zivilmarschierenden eine neue grosse Herausforderung auf mich zu. Denn ich hatte angekündigt, mich nach wie vor zu den leistungsstarken Marschierern zu zählen und somit war ich gefordert den Tatbeweis zu liefern. Denn was ich einmal angekündigt hatte, warum nicht gleich umsetzen und die 50 Kilometer-Strecken unter die Füsse nehmen? – Gesagt und dann getan! – Reglementsgemäss hätte ich die 30-Kilometerstrecken laufen dürfen. – Somit war für mich täglich um 03’00 Uhr Tagwache und ich startete jeden Morgen um 04’00 – 04’30 Uhr mit schätzungsweise rund 14‘000 Gleichgesinnten auf die grossen Strecken von 50 Kilometern, die gemäss unseren satelitengestützten Messgeräten wirklich 50 Kilometer  messen, am ersten Tag sogar 52 Kilometer. Für mich als «Neuteilnehmer» auf diesenStrecken, war es auch eine Entdeckungswanderung, denn ich sah eine Vielzahl neuer Städte, Dörfer, Kirchen, Denkmäler, Gaststätten, Einkehrorte, «Gemüsefabriken» und Wanderrouten. Also auch nach 28 Jahren kam Neues auf mich zu! Dies allein sollte jedem Vierdaagseteilnehmer und Vielwanderer mindestens einmal Wert und Ehrensache sein, die 50-Kilometer Strecken unter die Füsse zu nehmen! Dass es zu schaffen ist, hatten in all den vergangenen Jahrzehnten einige hunderttausende Wandererbewiesen; ab heute darf auch ich mich dazuzählen. Trotzdem war ich zusammen mit meinen holländischen Freunden überglücklich am Freitag, 19. Juli am Nachmittag im Ziel bei den «De Wedren» zurück zu sein und den Vierdaagse erfolgreich beendet zu haben! – Der diesjährige Viertagemarsch fand die ganze Woche bei angenehmen,am Morgen sogar kühlen Temperaturen und ab und zu bedecktem Himmel, meistens jedoch schönem Wetter statt.

2019 07 16 Nijmegen 103 Vierdaagse 19 2019 07 13 Nijmegen Vierdaagsefeesten 06Daniel Winter, Hanneke und Josef Distel, dieses Jahr alsDaniel Winter, Hanneke und Josef Distel, dieses Jahr alsBesucher.

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  … zusammen mit meinen Holländischen MarschkollegInnen.

Noch mehr Fotos in der Galerie

Die offizielle Statistik des Veranstalters:

 Angemeldete (Teilnehmerlimit)  47236
 Gestartet am Dienstagmorgen         44702
 1. Tag ausgefallen  661
 2. Tag ausgefallen  1350
 3. Tag ausgefallen  1111
 4. Tag ausgefallen  345
 Erfolgreich beendet  41235
 Ausfallquote  7,8 %

Das Schweizer Marschbataillon mit Teilnehmern des Artillerievereins LU
61. Teilnahme der Schweizer Armee
59. Teilnahme des Artillerievereins Luzern

Mit Erfolg bestanden folgende Kameraden auf unterschiedlichen Streckenlängen dendiesjährigen Vierdaagse:

4 × 40 Kilometer militärisch

Oberstlt  Premerlani Romeo  10. Teilnahme
 Stabsadj Steffen Renato    7. Teilnahme

Als Betreuer

Wm   Winter Daniel 11. Teilnahme (3 × marschiert / 8 × Betreuer) 

Vereinsmitglieder als zivile Marschteilnehmer
4 × 30 Kilometer
Oberst Weber Hansruedi 54. Teilnahme (Alter 80 Jahre!)

4 × 50 Kilometer
Four Vogel Urs 28. Teilnahme

Alle diese erfolgreichen Vierdaagse-Absolventen verdienen einen grossen Applausund ein Bravo für ihre tolle Leistung. Ihr seit hervorragende Topmarschierer, ihr habtden Tatbeweis geliefert! – Herzlichen Glückwunsch!

Zum Schluss heisst es auch dieses Jahr wieder: Nach dem Marsch ist vor dem Marsch!Beginnen wir jetzt mit den Vorbereitungen, damit es heissen darf auf Wiedersehenbis zur nächsten, 104. Austragung des Viertagemarsches Nijmegen vom 21. – 24. Juli 2020 und zur 60. Teilnahme des Artillerievereins Luzern! – Ich bin gespannt, wer dabei sein wird!

Urs Vogel

Chef Technische Kommission und Marschteilnehmer