Artillerieverein der Stadt Luzern - Gesellschaft zum Wasserturm

BERICHTE

¼-tausend Läufe mit der Gewehrpackung oder eben 250 Waffenläufe

 

250WL 2 Selber staunte ich vor über 30 Jahren, als gegen 1000 Mann im Tarnanzugund mit der Gewehrpackung im Eilschritt an mir vorbeizogen,da packte es mich und ich tat es ihnen gleich! – Heute sind es 250Läufe geworden – oder ist es nur eine Alterserscheinung?


In unregelmässigen Abständen schreibe ich über den einen oder anderen Vereinskameraden, der eine besondere militärsportliche Leistung oder ein grossartiges Jubiläum feiern durfte. Dieses Mal bin ich selber wieder einmal an der Reihe um über mich eine Heldenhuldigung zu betreiben.

Aus Anlass meines 250. Waffenlaufs, den ich nach Zählung des Waffenlauf-Vereins Schweiz offiziell am diesjährigen Domleschger Waffenlauf am 5. Mai 2019 in Scharans absolvieren durfte, kam die Redaktion des Schweizer Wehrsports auf mich zu, den Lesern und all denjenigen, die der Faszination Waffenlauf verfallen sind, ein paarZeilen zu widmen. Selbstverständlich war dies für mich Ehrensache und wer sollte es besser können als ich selber. Somit lasse ich meinen Aufsatz auch im «Der Artillerist» erscheinen.

Um erfolgreich 250 Waffenläufe absolvieren zu können braucht es Beständigkeit und Treue zum Laufen im Allgemeinen und zum Waffenlauf im Speziellen. Als Waffenläufer verberge ich nicht, dass das Laufen im Tarnanzug und mit der Gewehrpackung für mich, neben der sportlichen Herausforderung immer wieder auch eine verteidigungspolitische Meinungsäusserung ist. Eine Demonstration des Wehrwillens, ein Zeichen der Abwehrbereitschaft zur Erhaltung unserer Unabhängigkeit und dies in Freiheit.Dafür bin ich bereit zu kämpfen oder in diesem Fall auch zu laufen und regelmässig zu trainieren. Dies ist mein symbolischer Beitrag zu den immer wieder geführten Diskussionen über den Fortbestand unserer Armee. Der Waffenlauf ist damit auch Teil eines Ausdrucks meiner staats- und verteidigungspolitischen Haltung – und dies ist sehr gut so! Gerade auch aus diesen Gründen muss der Waffenlauf weiterbestehen und dazu leiste ich auf vielfältige Weise meinen Beitrag!

Ein Jubiläum, das ich nie zu träumen wagte 
Für mich ist der Waffenlauf schon fast ein «königliches Laufen» vor allem wenn er in begnadeten Gegenden von landschaftlichen Schönheiten stattfindet. Objektiv betrachtetwar in all den Jahren an den meisten Waffenläufen angenehmes oder sogar wunderschönes Wetter mit Sonne und manchmal sehr warmen Temperaturen. Nur selten regnete es und noch seltener in «Strömen». Somit kommt das Laufen an einem uniformierten Militärgepäckwettlauf und das zum 250. Mal schon fast einer Traumerfüllung gleich.Denn als ich 1990 mit dem Waffenlauf begann, wagte ich nie zu träumen, eines Tagesauf diese Anzahl erfolgreich absolvierten Läufe mit der Gewehrpackung zu kommen.

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Wie alles begann
Im Sommer des Jahres 1983 begann ich im Alter von 30 Jahren mit dem Laufsport, damals noch auf äusserst bescheidenem Niveau, ich absolvierte drei Wettkämpfe, zwei Volksläufe, davon meinen ersten Hallwilerseelauf und einen militärischen Patrouillenlaufan den Wettkampftagen der «Hellgrünen Verbände», wo ich mit meinem Laufpartner auf Anhieb den 3. Rang belegte; in späteren Jahren folgte dann noch einen 1. und einen 2. Platz!

Mit total 225 Trainings- und Wettkampf-Kilometer beendete ich mein erstes Jahr als Läufer. – In den Jahren 1984 und 1985 absolvierte ich mit Ausnahme meiner ersten erfolgreichen Divisionsmeisterschaft, einen 7. Rang unter über hundertfünfzig Patrouillen, keine weiteren Wettkämpfe. Die Trainingsumfänge waren mit 435 und 431 Laufkilometer nach wie vor bescheiden. 1986 und 1987 steigerte ich den jährlichenTrainingsumfang auf 621 und 1‘100 Laufkilometer und lief einige Wettkämpfe. In den beiden folgenden Jahren 1988 und 1989 nahm ich mir, bedingt durch private und berufliche Veränderungen deutlich weniger Zeit für den Laufsport und absolvierte keine Wettkämpfe.

Ebenfalls teilte mich die Armee in diesen Jahren altersbedingt vom Auszug in die Landwehrein und der damalige Bataillonskdt des Füs Bat 144 beauftragte mich, neben meiner Kernaufgabe als Rechnungsführer der Füs Kp I/144 die Aufgabe des Bataillonssportofs zu übernehmen. Ohne falsche Bescheidenheit darf ich erwähnen, dass eine der 3 teilnehmenden Patrouillen des Füs Bat 144 von 1987 bis zur Armeereform 1995 an den Divisionsmeisterschaften der Geb Div 12 jährlich den 1. Rang und somit den Titel des Divisionsmeisters im Abonnement belegte und die übrigen beiden Patrouillenauch meistens unter den ersten 6 rangierten! Dass ich etwas dazu beitragen konnte,erfreut mich noch heute mit grosser Genugtuung.

Es waren auch die Jahre 1987 und 1989 als ich am ersten Maisonntag nach Wiedlisbachfuhr, um am Hans-Roth-Waffenlauf der Faszination Waffenlauf als Zuschauerzu frönen. Ich staunte nicht schlecht, als abermals gegen 1000 Mann mit der Gewehrpackung im Eilschritt an mir als Zuschauer vorbeizogen, da packte es mich und ich entschloss mich definitiv, es ihnen gleich zu tun! Ich begann wieder regelmässigzu trainieren. – Also vor bald 30 Jahren, am Sonntag, 4. März 1990 startete ich in Lichtensteig im besten Landwehralter mit der Startnummer 751 am 23. Toggenburger Waffenlauf über 19,7 beschwerliche Kilometer und einer Höhendifferenz von über 300 Metern bei sonnigem Wetter zu meinem 1. Waffenlauf. Teilweise waren die Wege noch mit Schnee und Eis bedeckt und die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt. In diesem Jahr hatte ich zehn Waffenläufe und 29 Wettkämpfe mit total 1632 Lauf- undLanglauf-Kilometer absolviert. Am Freiburger Waffenlauf musste ich verletzungsbedingt zuschauen. – Ja das Thema Verletzungen hatte mich in all den Jahren immer wieder geplagt und verhindert meinen Trainingsumfang deutlich zu steigern. Ich musste öfters pausieren und die Beschwerden auskurieren lassen.

Im Jahre 1991 stiess ich zum Artillerieverein Luzern und absolvierte mit der AVL-Marschgruppeim Schweizer Marschbataillon meinen ersten Viertagemarsch Nijmegen in den Niederlanden. Diesen berühmte Vierdaagse habe ich bis heute in ununterbrochener Reihenfolge erfolgreich absolviert, 2006 wurde er abgebrochen, somit 2019 zum 28. Mal!

 Das Jahr 1991 war auch das Jahr wo ich am meisten, deren 33 Lauf- und Langlaufsport-Wettkämpfe absolvierte und den Trainingsumfang annähernd auf 2000 Kilometer steigerte. Mit dem einmalig durchgeführten Nidwaldner Waffenlauf in Stans-Oberdorf absolvierte ich in diesem Jahr 12 Waffenläufe. Das Jahr 1992 ist für mich bemerkenswert, dass ich mit 39 Jahren meinen ersten Emmentaler 60-km-Lauf, effektiv 50 Kilometer mit 1000 m Höhendifferenz und den ersten 100-km-Lauf in Biel erfolgreich absolvierte und auf Anhieb an beiden meine persönlichen Bestleistungen erreichte. Die Trainingsleistungen betrugen in den folgenden Jahren jährlich zwischen 1‘400 und 2‘000 Laufkilometer und immer etwa 15 – 30 uniformierte und zivile Laufsportwettkämpfe .Zuzätzlich absolvierte ich jährlich um die 350 – 500 Marschkilometer, meistens mit der Marschgruppe des AV Luzerns.

Als langjähriger Volksläufer und treuer Waffenläufer liste ich hier einige meiner für mich wichtigen Bestzeiten auf:

Frauenfelder Militärwettmarsch, 42,2 km, 520 m Hd: 1993 (Alter 40) 3‘43’07; bis heute 26 Frauenfelder absolviert und davon 12 × unter 4 Stunden.
Hans-Roth-Waffenlauf, 26 km, 130 m Hd: 1991 (Alter 38) 2‘03‘00
100 km Biel: 1992 (Alter 39) 9‘42’12 und 2003 (Alter 50) 9‘49’54
50 km Emmental, 1000 m Hd: 1992 (Alter 39) 4‘08‘59
Marathon Biel: 2002 (Alter 49) 3‘05‘55

Noch festhalten werde ich hier, dass seit 1990, wo ich den Waffenlauf ausübe, 22 Waffenläufe auslassen musste, 15 verletzungsbedingt und 7 wegen anderen ausserdienstlichen, militärischen Verpflichtungen.

Sie haben Verständnis, wenn ich an dieser Stelle nicht weiter über die danach folgendenLäufe mit oder ohne Tarnanzug berichte. Bestimmt gäbe es noch eine Menge über die abwechslungsreichenund eindrücklichen Erlebnisse zu erzählen! Denn die verschiedenen und heute zum grossen Teil nicht mehr durchgeführten ehemaligen Waffenlaufveranstaltungen und auch die in den vergangenen sechszehn Jahren neu stattfindenden, eher kürzeren Strecken, unterschieden sich durch ihre unterschiedlichen Streckenlängen, Höhenunterschiede,Streckenverhältnisse, Läuferverpflegungen, Organisationen, örtlichen Gewohnheiten, Zuschauerverhalten, Jahreszeiten und jeweiligen Wetterverhältnisse. Diese Vielfalt ist doch einmalig und wunderschön und dies ist doch gut so!

Als Schreibender dieser Geschichte bin ich bestimmt einer derjenigen, der in den ausserdienstlichen, militärsportlichen Tätigkeiten und speziell in der Waffenlaufszene voll angekommen ist und selbstverständlich die emotionalen Mechanismen des Laufens im Tarnanzug und mit der Gewehrpackung einverleibt habe. Mit Stolz darf ich festhalten,dass ich den militärsportlichen Stallgeruch im wahrsten Sinne des Wortes mitbringe und einverleibt habe. 

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Waffenläufer im Artillerieverein Luzern
Hier ein Blick in die Statistik mit unseren Vielläufern, die Jahr für Jahr an Bedeutungzunimmt und die Einmaligkeit des Waffenlaufs unterstreicht. Vom Artillerieverein Luzern gehören ebenfalls welche dazu, die in all den Jahren erfolgreich Waffenläufe absolvierten(Stand 13. September 2019):

Sdt Distel Josef mit 267
Gfr Wicki Franz 256
Four Vogel Urs 254
Sdt Eiholzer Robert 108
Sdt Zemp Franz (†) 101

Dem Schreibenden ist bekannt, dass auch andere Luzerner Artilleristen ab und zu Waffenläufe bestritten hatten. Die IGWS mit dem «100er-Verein» (Vorgängerorganisation)hatte nur diejenigen festgehalten und dem Waffenlauf-Verein Schweiz weitergegeben,die 100 Waffenläufe und mehr absolviert hatten. All diejenigen, die weniger als 100 Läufe bestritten hatten und ebenfalls in der ewigen Statistik festgehalten werden möchten, bitte ich, sich bei mir mit ihrer Anzahl absolvierten Waffenläufen und der Adressezu melden. Wir werden dies nachtragen und die Statistik nachführen.

Urs Vogel, Waffenläufer