Artillerieverein der Stadt Luzern - Gesellschaft zum Wasserturm

BERICHTE

Wenn die erste Flugstunde bei der Polizei endet

Wie können wir unseren Gästen die nötige Sicherheit bieten, wenn (Gott bewahre) die Kapellbrücke erneut brennen würde? Genau diese Frage musste nach dem Brand
vor nun 30 Jahren im August 1993 gestellt werden. Können die Gäste etwa mit einem Seilbahnsystem direkt auf die Bahnhofstrasse transportiert werden? Oder kann die
Rega irgendwie die Leute aus dem Obgaden retten? Oder kann die Feuerwehr Stadt Luzern mit der Drehleiter die Rettungen übernehmen?

All diese Fragen müssen mit einem Nein beantwortet werden. Die Drehleiter der Feuerwehr ist mit ihren rund 30 Meter zu kurz, die Rega-Methode ist etwas für James
Bond und stellen Sie sich da Hallo der Denkmalpflege vor, wenn da ein Seil vom Turm zur Raiffeisen gespannt werden sollte. Also wurde der einfachste Weg gewählt und
ein ein System zum Abseilen hinter den Kiosk gekauft. Im Notfall würde dort in der Reuss die Polizei mit ihrem Boot die «Runtergelassenen» entgegennehmen.

Unglaubliche Abenteuer dank Rettungskonzept
Zugegeben, eigentlich ist es viel vernünftiger bei einem Brand entweder in der Turmstube zu bleiben und die Türe sicher mit nassen Tüchern zu verschließen, oder noch besser im Obgaden auszuharren, wo es definitiv genügend Frischluft hat. Aber das Abseilen ist sozusagen unser Plan C (oder eher D oder E). Und dieser muss regelmäßig getestet werden. Am 17. Mai war es wieder soweit und die Subenmeiser trafen sich zu dieser Abenteuerlichen Übung. Und diesmal hatte sogar eine Stubenmeisterin ihre erste Flugstunde.

Hili stand also am 17. Mai zum ersten Mal an der offenen Luke und schaute nach unten in die glitzernde Reuss. Ist dies auch wirklich sicher? Soll ich es wirklich wagen? Wohl solche Fragen, gingen unserer Flugschülerin vor dem ersten Soloflug durch den Kopf. Die kleinen Zweifel hat Hildi aber schnell zur Seite geräumt und sich mutig ins Seil gesetzt. Und so ging es dann langsam für sie nach unten, auf das Polizeiboot, wo schon zwei Uniformiere und Sarah warteten.

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Auf die Frage, ob sie nun das kommende Jahr wiederum dabei ist, meinte Hildi nur «wir werden sehen». Jedenfalls zauberte das Adrenalin ein deutliches Lächeln in ihr
Gesicht. Es ist ähnlich wie bei einem Fallschirmsprung. Wenn die Türe des Flugzeugs auf 4’000 m über Grund geöffnet wird, fragt man sich als erstes auch (ging zumindest
dem Schreibenden so), warum man sich dies nun antut. Nach der Landung und den Glücksgefühlen ist dann aber klar, dies schmeckt definitiv nach mehr! Hildi, dein Platz ist schon reserviert …

Diese Übung könnten wir nicht ohne die Hilfe von zwei Bergsteigprofis aus dem Kanton Schwyz, und auch nicht ohne die Luzerner Polizei durchführen. Ein dickes Merci an euch!

Philipp Lustenberger